Spaßkanone, Lebensversicherung, Sieggarant, Topspieler, eingebaute Torgarantie: Wer sich mit Tim Bornhausen beschäftigt, gerät ganz schnell ins Schwärmen. Das ist nicht verwunderlich. Schließlich zählt der 178 Zentimeter große Blondschopf zu den besten Spielern, die jemals am Rüsselsheimer Sommerdamm auf Torejagd gegangen sind.
Es ist gar nicht so leicht, Bornhausens Fertigkeiten zu beschreiben, ohne dabei wahllos Lobeshymnen aneinanderzureihen. Es ist unumstritten, dass »Bornio«, wie ihn seine Mannschaftskameraden rufen, zu der seltenen Gattung von Spielern gehört, die in einer Partie den Unterschied ausmachen können. Gerade dann, wenn es um Sieg oder Niederlage geht, kommen seine Stärken voll zur Entfaltung. Das sind die Momente, die er liebt. Im Wettkampf fühlt er sich pudelwohl — und dann ist er kaum noch zu halten. Er ist einer, der das berühmte Sieger-Gen in sich trägt.
Sieht man ihm beim Spielen zu, ist sofort klar, dass Bornhausen ein Typ ist, der alles in die Waagschale legt, wenn er auf dem Hockeyplatz unterwegs ist. Ein giftiger Kämpfer, der mit vollem Körpereinsatz agiert und keinen Puck verloren gibt.
Gegenspieler kommen regelmäßig ins Schwitzen, wenn ein Zweikampf mit dem Kraftpaket ansteht. Seit er im Jahre 2009 im zarten Alter von zwanzig Jahren in Rüsselsheim aufgekreuzt ist, haben schon etliche Kontrahenten leidvoll erfahren, dass es kein allzu spaßiger Zeitvertreib ist, im direkten Duell gegen das Kraftpaket antreten zu müssen. Gerade an der Bande ist das kein Zuckerschlecken, es sei denn, man trägt das Rüsselsheimer Trikot mit der Nummer 77 auf dem Rücken und heißt mit Nachnamen eben Bornhausen. Nur dann hat man in diesen Augenblicken ein Lächeln auf den Lippen.
Seine größten Stärken hat er im Offensivspiel. Die Torhüter müssen ständig auf der Hut sein, wenn Bornhausen auf dem Feld herumwirbelt und den gegnerischen Kasten anvisiert. Schließlich ist er die Waffe im Angriffsspiel der Rüsselsheim Royals. Für seinen mitunter brachialen Handgelenksschuss müsste man schon fast ein Eintrittsgeld verlangen, genauso für seinen wuchtigen Antritt, der ihn dazu befähigt, seine Gegenspieler schon auf den ersten Metern abzuhängen. Stellt sich ihm dann doch jemand in den Weg, greift er auf seine überragende Technik zurück. Der Stürmer verfügt über eine ganze Palette von Tricks, die in diesen Augenblicken zur Anwendung kommen. Wer da die Augen auf den Puck richtet, ist einfach nur verloren, oder sieht richtig dämlich aus. Kurz darauf zieht er ab, oder passt die Scheibe weiter zu Mannschafts-Kapitän Janik Schwedler, mit dem er seit einigen Jahren ein erfolgreiches Sturmduo bildet. Der 1988 geborene Bad Schwalbacher ist eben mit allen Wassern gewaschen.
Über Berlin zurück ins Rhein-Main-Gebiet
Kein Wunder, schließlich rackerte er in seiner Jugend einige Jahre lang im Eishockey-Internat der DEL-Mannschaft Eisbären Berlin, wurde 2003 mit dem Schüler-Team Deutscher Meister und stand im Kader der U16-Nationalamnnschaft. Zu einer Karriere als Eishockeyprofi reichte es leider nicht — und doch durfte er einige Jahre später erfahren, wie es sich anfühlt, vor tausenden von Fans zu spielen. Nach dem finanziellen Aus der Frankfurt Lions und dem anschließenden Neustart im Jahr 2010 lief er für die neuformierten Löwen auf. »Ich bin damals mit dem Ziel nach Berlin gegangen, Eishockeyprofi zu werden. Das hat leider nicht geklappt. Letztendlich war es immer mein Wunsch, vor vielen Fans zu spielen und die Anhänger zu begeistern. Das lebe ich nun in Frankfurt aus«, sagte er einst in einem Interview der Frankfurter Neuen Presse (komplettes FNP-Interview hier). Damit wurde der lang ersehnte Traum dann doch noch auf gewisse Art und Weise wahr. Schließlich pilgerten in dieser Zeit mehrere tausend Fans zu den Heimspielen in die Eissporthalle, um das Team zu unterstützen — und so ein bisschen schloss sich damit für ihn der Kreis.
Anführer mit Feuereifer
Heute ist er mit Feuereifer bei den Royals aktiv. In der abgelaufenen Landesliga-Saison war er wieder einmal einer der Aktivposten der Rüsselsheimer Truppe. In elf Spielen markierte er 33 Punkte und wurde damit teaminterner Topscorer.
Starallüren kennt Bornhausen nicht. Die jungen und unerfahrenen Spieler profitieren von seiner Präsenz auf dem Spielfeld. Gerne steht er mit Rat und Tat zur Seite, muntert sie auf, wenn etwas mal nicht klappt und hilft ihnen damit enorm weiter. Eben so, wie es ein echter Anführer machen sollte — und genau diese Rolle bekleidet er am Sommerdamm.
Die erfahrenen Akteure nimmt er dagegen in die Pflicht. Da gibt es schon eine gewisse Erwartungshaltung. Läuft etwas dann nicht so, wie er sich das vorstellt, kann Bornhausen richtiggehend ungeduldig werden. Gerade vermeidbare Fehler im Spiel können ihn richtig auf die Palme bringen. Solche Dinge kann er gar nicht ab. Dann schnappt er sich schon einmal den betreffenden Spieler und hält ihm eine Standpauke. Nicht schön, aber notwendig.
Das sagen die Chefs
Kapitän Janik Schwedler: »Bornio ist ein Wahnsinns-Allrounder! Von ihm habe ich gelernt, was Stürmer-Qualitäten sind. Für mich persönlich ist er neben Fichtner der wichtigste Spieler im Team. Er weiß, wo das Tor steht. In seiner Trickkiste ist immer etwas Neues drin. Auch menschlich einer der besten Charaktere den ich kenne! Ein wahrer Kumpel, der auf dem Feld ein Albtraum für den Gegner ist! Für mich der Kopf unserer Mannschaft.«
Vorsitzender Benjamin Groß: Tim ist ein cooler Typ, eine riesige Bereicherung für den Verein, und das nicht nur spielerisch, sondern auch auf der Vorstandsebene.
Auch abseits des Platzes engagiert er sich für den Traditionsverein aus der Opelstadt. Mittlerweile ist er zweiter Vorsitzender des Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuh-Clubs, lotste im vergangenen Winter an der Seite von Benjamin Groß neue Spieler an den Sommerdamm und half mit, die Mannschaft nach einer Konsolidierungsphase zurück in den Liga-Spielbetrieb zu bringen — und das mit großem Erfolg. In der Landesliga sorgten die Royals mächtig für Furore, gewannen elf ihrer zwölf Vorrundenspiele und wurden souveräner Gruppensieger. Am ganz großen Coup schrammten die »Königlichen« allerdings knapp vorbei. In den Playoffs musste sich der RRSC den Nordhessen Hornets geschlagen geben und damit auch den monatelang gehegten Wunsch begraben, im Jahr des 20-jährigen Bestehens der Sparte Inlinehockey den vierten Meistertitel zu feiern. Am Ende wurden die Royals Vizemeister.
Für die Frohnatur Bornhausen ist das allerdings kein Beinbruch. »Dann holen wir uns den Titel eben nächstes Jahr«, sagte er nur wenige Stunden nach dem verlorenen Finale im Mannheimer Friedrichspark und machte seinen Teamkollegen damit wieder Mut, ehe er sich einer weiteren großen Leidenschaft widmete: dem Tisch-Kicker. Mittlerweile ist das eine seiner Parade-Disziplinen, der er nach jedem Training mit großem Ehrgeiz nachgeht.
Was sagen die Teamkollegen über Bornhausen?
»Bornio ist ein Spieler mit ausgesprochen gut entwickelten Fertigkeiten. Er verfügt über eine explosive Beschleunigung und hat schnelle Hände. Ein absoluter Wettkampftyp, der immer Verantwortung übernimmt. Dazu ist er für jeden Spaß zu haben«, beschreibt Keeper Tom Kocurek, der bereits mit Bornhausen für die Löwen Frankfurt spielte, die Stärken des charismatischen Stürmers.
Julian Burghardt, der bei den Royals seine erste Saison absolvierte, sieht es ähnlich: »Bornhausen ist ein total anpassungsfähiger Stürmer. Er ist nicht nur ein überragender Techniker, sondern verfügt auch über eine ungeheure Schnelligkeit. Er zählt definitiv zu den wichtigsten Leuten im Verein.«
Verteidiger Hendrik Fichtner, ebenfalls ein Spieler, der einen Platz in der Rüsselsheimer Hall of Fame bekam, meldete sich auch zu Wort: »Für mich ist Tim einer der besten Inlinehockeyspieler, mit dem ich jemals auf dem Feld gestanden habe. Er gibt zudem Ratschläge und zeigt in aller Ruhe auf, was man selbst verbessern kann. Der Kopf der Royals auf dem Feld, der sich natürlich auch nicht zu schade ist, die Drecksarbeit zu machen. Auch ganz wichtig in der Kabine was Ansprachen zu Spielen oder die gute Stimmung angeht.«
Man merkt sofort, welch hohes Ansehen er innerhalb der eigenen Reihen genießt. Da kommt es auch nicht von ungefähr, dass seit seinem Geburtstag eine Urkunde (Bild oben rechts) im Vereinsheim hängt, die sich wie eine Lobpreisung liest. Faszinierend, dass es sich dabei nicht um Geschwafel handelt. Schließlich ist er nichts anderes als das: der Fünf-Sterne-Royal.
Was bedeutet das eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist leicht. Bornhausen ist ein Spieler, der die anderen mitreißt, der zu jedem Royals-Akteur einen guten Draht hat, der sich für die Mannschaft aufreibt und sich dabei für keinen Job zu schade ist. Wenn es brenzlig wird, kann man sich an ihm ein Beispiel nehmen. Schließlich geht er immer voran, der typische »Ärmel-Hochkrempler«. Und ganz nebenbei, auch wenn er das niemals zugeben würde, macht er dank seiner leidenschaftlichen Hingabe zu seinem Lieblingssport jeden Teamkollegen noch ein kleines bisschen besser.
Und für diese positiven Eigenschaften gab es jüngst den Titel Fünf-Sterne-Royal — oder anders formuliert: Prädikat besonders wertvoll, und dafür erhält Tim Bornhausen nun einen Platz in der Rüsselsheimer Inlinehockey-Ruhmeshalle. Er hat es sich mehr als verdient. Jetzt wurden es doch wieder Lobpreisungen ohne Ende. Aber was soll man schon anderes über diesen irren Typen schreiben? Für die Royals ist er ungefähr so wichtig, wie der Ase Thor für die Avengers in den Marvel-Verfilmungen. Das wird auch hoffentlich noch lange so bleiben.
Willkommen in der Hall of Fame, Tim Bornhausen! (swo)
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