Neuzugang und Leihspieler Justus Held gehört bei den Rüsselsheim Royals zu den jungen Wilden. Im Interview mit Pressewart Stefan Swoboda spricht der Fünfzehnjährige über seinen Spielstil und die Feuertaufe im Royals-Trikot. Zudem erzählt er von seinen schönsten Erlebnissen in der Sportart Inlinehockey, die auch etwas ganz Besonderes beinhalten.
Hallo Justus, zunächst einmal herzlich willkommen in Rüsselsheim. Was war für dich ausschlaggebend, zu uns an den Sommerdamm zu kommen?
Justus Held: Zunächst war der wahrscheinlich wichtigste Grund für die Leihgabe ziemlich einfach: Kronberg konnte keine Mannschaft mehr bilden und auch Rüsselsheim litt unter Spielermangel. Nach ein paar Gesprächen zwischen den Vereinen kam es dann dazu, dass wir uns zusammengeschlossen haben.
Und wie bist du im Kreis der Mannschaft aufgenommen worden?
Insgesamt sind wir Kronberger sehr gut aufgenommen worden. Es ist ein netter Kreis, der einen gut unterstützt und immer hilft, wo es geht.
War es ein Vorteil, dass du nicht alleine aus Kronberg gekommen bist? Schließlich hast du ja einige Hockeybuddies aus dem Taunus mitgebracht? War es dadurch einfacher, in Rüsselsheim und gab dir das auch im Ligabetrieb, der am vergangenen Wochenende gestartet ist, mehr Sicherheit?
Ja, es war definitiv von Vorteil. Dadurch, dass meine Kronberger Freunde mit an Bord sind, musste ich nicht komplett bei Null anfangen, da die Verständigung einfacher ist. So konnten wir uns langsam an den Rüsselsheimer Spielstil herantasten, hatten aber auch noch bekannte Spielstile aus Kronberg zu Hilfe. Auch bei dem Spieltag am Samstag (Anmerkung: Die Royals spielten gegen Hockeyshop Forster (2:18) und schlugen die Black Devils Bad Nauheim mit 8:3), ging es zumindest gegen die Black Devils ziemlich leicht, da vier Kronberger in einer gespielt haben. Da waren die Spielzüge automatisch klar, obwohl wir uns am Anfang etwas schwertaten und den Devils viel zu viel Platz gegeben haben, um ihr Spiel aufzuziehen. Wahrscheinlich mussten wir da noch die schwere Niederlage gegen das Hockeyshop Forster-Team verkraften, das uns ja ziemlich abgeschossen hat. Immerhin konnten wir zwei Ehrentore gegen diese starke Mannschaft schießen, aber insgesamt war es eher eine unschöne Partie. Zum Glück ließen wir diese Niederlage irgendwann hinter uns und konnten uns wieder auf das laufende Spiel gegen Bad Nauheim konzentrieren. Dies haben wir dann auch deutlich gewonnen, nachdem wir aufgewacht sind und dadurch die Begegnung kontrollieren konnten. Insgesamt ein schöner Spieltag. Meiner Meinung nach war es eine gute Generalprobe für unsere Mannschaft.
Du hast gleich bei deinem Royals-Debüt deinen Torriecher unter Beweis gestellt. Woher kommt trotz deiner Jugend schon diese Abgebrühtheit vor dem Kasten?
Ich war schon immer ein Spieler, der gerne Tore geschossen und dafür aber auch gearbeitet hat. Man muss natürlich sagen, dass es von Vorteil ist, dass ich schon zwei Jahre, also seit ich 13 Jahre alt wurde, in der Herrenmannschaft spielte. Dadurch habe ich ziemlich viel gelernt und konnte mich auf die Spielhärte, um ein Beispiel zu nennen, gut vorbereiten.
Ruhe und Puckkontrolle sind Trumpf
Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben? Auf welchen Dingen ruht auf dem Spielfeld dein Hauptaugenmerk?
Mein Spielstil variiert je nach dem Team und der Liga. Wenn ich in der U17 aktiv bin, dann ist mein Hauptziel, aufgrund meiner bislang gesammelten Erfahrung, Ruhe in das Spiel zu bringen. Ich probiere immer die Scheibe ruhig und sicher zu spielen, um auch meinen Mitspielern zu zeigen, wie man ein Spiel kontrollieren kann. Bei den Herren spiele ich aber schon deutlich aggressiver und probiere mehr aus, um an meinen Gegenspielern vorbeizukommen. Dies liegt vor allem daran, dass ich mich bei den Erwachsenen darauf verlassen kann, dass sie wissen, was zu tun ist. Natürlich will ich das Spiel auch bei den Herren an mich reißen, aber da braucht es meistens mehr als nur immer wieder hinters Tor zu gehen und einen neuen Aufbau zu fahren. Insgesamt würde ich aber schon sagen, dass mein Spiel auf Ruhe und Puckkontrolle besteht.
Das Royals-Team setzt sich aus einem bunten Mix an Spielern aller Altersklassen zusammen. Wie sehr profitiert man als junger Spieler von den »alten Hasen«?
Ich finde, man kann ziemlich viel von den »alten Hasen« lernen. Wie schon gesagt, versuche ich, auf dem Spielfeld die Ruhe zu bewahren. Da sehe ich aber immer wieder, wie die älteren Cracks einfach nochmal deutlicher entspannter an der Scheibe sind und immer wissen, was zu tun ist. Dazu kommen noch die Spieler, die generell auf einem hohen Niveau agieren, wodurch man sich natürlich viel von diesen Leuten abschauen kann.
Du warst erst vor wenigen Wochen beim Sichtungslehrgang der Nationalmannschaft dabei. Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?
Beim Sichtungslehrgang wurde mir deutlich, dass auch ich noch viel Verbesserungspotenzial habe und vor allem in bestimmten Aspekten noch üben muss, beispielsweise beim Schlagschuss. Man merkt bei solchen Lehrgängen auch, dass die Inlinehockeywelt recht klein ist und man immer wieder bekannte Gesichter sieht.
Was waren bisher deine schönsten Erlebnisse in der Sportart Inlinehockey?
Meine schönsten Erlebnisse waren, abgesehen vom Kennenlernen meiner Freundin Annalena, die ja auch bei den Royals spielt, mein erstes Tor, welches ich in der U14 gegen Mannheim geschossen habe. Generell waren die Siege in der U14 und U17 immer eine schöne Sache. Danach kommt wahrscheinlich schon mein erstes Spiel in im Erwachsenen-Bereich in der Landesliga, als ich direkt sieben Punkte machen konnte und auch danach noch eine gute Saison hatte. Das allerschönste Erlebnis war allerdings der »Best-Rookie-Award«, welchen ich in der Winterliga erspielen konnte.
Du wirkst stets locker und entspannt. Gibt es etwas, dass dich auf dem Spielfeld richtig auf die Palme bringen kann?
Tatsächlich gibt es so gut wie nichts, was mich wirklich aufregt. Eigentlich ärgere ich mich nur, wenn das gegnerische Team zu aggressiv ist und sich das dann auf die eigene Mannschaft überträgt.
Hockeyverrückte Familie
In deinem engsten Familienkreis spielen alle Hockey. Wurde dir die Leidenschaft damit praktisch in die Wiege gelegt, oder hast du dich auch einmal in anderen Sportarten versucht? Mussten dich deine Eltern überreden?
Früher mussten mich meine Eltern immer überreden ins Training zu gehen. Ich wollte einfach nicht, weil ich so schlecht war und es mir keinen Spaß gemacht hat. Im Nachhinein bin ich aber doch ganz glücklich, dass sie nicht locker gelassen haben und mich dazu antrieben, zu bleiben und weiterzumachen. Hin und wieder habe ich aber auch andere Sportarten wie Fußball, Volleyball, Handball oder Turnen gemacht. Richtig hängengeblieben bin ich dann aber beim Inlinehockey. Mit meiner Familie gehen wir aber noch Skifahren, Radfahren, Klettern und fahren Motorradtrial.
Dein Vater Andreas ist oft mit von der Partie, wenn es zum Training geht. Wie empfindest du es, mit deinem Papa gemeinsam auf dem Spielfeld zu stehen? Fluch und Segen zugleich, oder einfach cool?
Mittlerweile ist es ziemlich entspannt, mit meinem Vater zu trainieren. Früher allerdings kam es zu vielen Missverständnissen, die dann natürlich nicht so schön waren. Sich dann alles nochmal zu Hause anhören zu müssen, war natürlich nur so mittelmäßig. Aber wie gesagt, mittlerweile ist es schön sich über Spiele und Trainings zu unterhalten und außerdem hat man damit immer eine Mitfahrgelegenheit (lacht).
Kommen wir zum Abschluss nochmal zur Hessenliga. Welche Ziele hast du dir persönlich für den Hockeysommer 2024 gesetzt und was ist für die Royals möglich?
Meine persönlichen Ziele sind ganz einfach. Ich möchte eine gute Saison spielen, mich persönlich weiterentwickeln und nicht zu viele dumme Fehler machen. Ich denke, dass für die Royals insgesamt viel möglich ist, da der Kader aus einem bunten Mix an jungen, schnellen Spielern und erfahrenen Leuten besteht. Ich denke, dass wir allein dadurch schon viel erreichen können.
Lieber Justus, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für den Hockeysommer 2024.
Kommentar schreiben