Wenn es um den Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuh-Club geht, huscht ein Lächeln über das Gesicht von Rosel Seebach (geborene Lattermann) und nur wenige Augenblicke später plaudert sie aus dem Nähkästchen.
Seebach, Jahrgang 1922, ist eine echte Zeitzeugin des Vereins, die heute 99 Jahre alte Dame war über viele Jahre hinweg mit der Sportart Rollkunstlauf verbunden und gründete gemeinsam mit einigen anderen Sportbegeisterten in den 1960er Jahren den RRSC. Nun sitzen wir gemeinsam in ihrem Wohnzimmer und sprechen über längst vergangene Zeiten.
Schon als junges Mädel war Rosel Seebach auf der Rollschuhbahn am Sommerdamm aktiv. Sie öffnet eine kleine Truhe, in der eine Vielzahl von Fotos liegen, Momentaufnahmen aus ihrem Leben, allesamt in schwarz-weiß, aber dennoch voller Energie. Es ist ein kleiner Schatz, der uns die Möglichkeit bietet, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Man sieht Frau Seebach auf Rollschuhen am Sommerdamm fahren, Pirouetten drehen und kunstvolle Sprünge abliefern. Die Bilder stammen aus den 1930er und 40er Jahren. Es ist eine andere Zeit, aber es schwingt dieselbe Leidenschaft und Begeisterung mit, die auch heute noch auf der Rollschuhbahn spürbar ist.
Unseren Rollsport-Club gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, die Anlage am Sommerdamm dagegen schon. Die Sportler, die sich dort trafen, waren allerdings noch nicht in einem richtigen Verein organisiert, sondern kamen eher zu einer Art Rollkunstlauf-Treff zusammen. Auch Hockey wurde bereits auf dem Platz gespielt, und das mit großem Elan, wie Frau Seebach zu berichten weiß.
Einige Zeit später, in den 1960er Jahren, entstand die Idee, einen eigenen Rollkunstlauf-Verein zu gründen. Es folgte ein Besuch auf der Stadt, kurz darauf erblickte der Rüsselsheimer Roll- und Schlittschuh-Club das Licht der Welt.
In der Folgezeit wurden Trainings regelmäßig angeboten, man fuhr zu Wettkämpfen, beispielsweise nach Frankfurt und sammelte die eine oder andere Siegerurkunde. Die Rollkunstläufer aus Rüsselsheim liefen dabei in dunkelblauen Faltenröckchen mit weißen Blusen auf, auf die das Stadtwappen gestickt war. Mitgründer Heinz Knopp, dessen Foto im Eingangsbereich des Vereinsheims hängt, kümmerte sich um den Nachwuchs, zu der auch Frau Seebachs Tochter Reingard zählte.
All das ist eine gefühlte Ewigkeit her, doch die vielen Anekdoten, die im gemütlichen Wohnzimmer der alten Dame erzählt werden, sind so lebhaft, dass es dem Zuhörer leichtfällt, in diese Zeiten einzutauchen. Fast ein halbes Jahrhundert lang war sie im Rollsport-Bereich aktiv, ehe sie sich aus dem Verein zurückzog. Die Begeisterung für ihre Sportart hat sie sich bis heute bewahrt. Selbst ihre Rollschuhe besitzt sie noch, wie sie mit einem breiten Grinsen zu berichten weiß.
Für einen Verein sind Menschen wie Frau Seebach Goldwert. Der große Einsatz, den sie und viele andere motivierte Leute geleistet haben, ließ den RRSC zu einem echten Traditionsverein in der Rüsselsheimer Sportszene werden.
Frau Seebach würde es niemals zugeben, dafür ist sie viel zu bescheiden, aber es ist dennoch Fakt, dass die Sportler, die sich Woche für Woche auf der Rollschuhbahn am Sommerdamm versammeln, auch heute noch von ihrer Arbeit profitieren, denn ohne den Gang zur Stadt, der wie Frau Seebach es ausdrückt „doch gar keine so große Sache war“, würde es möglicherweise kein Inlinehockey am Sommerdamm geben.
Dafür möchten wir uns bedanken. Liebe Frau Seebach, danke für ihren Einsatz. (swo)
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Volker.grimminger@gmx.de (Freitag, 24 April 2020 16:27)
Schön, dass es den Verein immer noch gibt und auch Heinz geehrt wird. Grüße und macht weiter. Ich war von 1967 bis 99 im Verein. Erst Rollschuh, dann etwas Rollhockey, dann Stockschiessen und lange Jahre 1. Vorsitzender.
Gerhild Krichbaum (Grimminger) gerhild.k@t-online.de (Donnerstag, 10 Juni 2021 20:15)
Ja Volker, schön war`s damals. Ich war von 1962 bis ca. 1976 aktiv. Rollkunstlauf. In der Anfängergruppe (damals Häschen genannt), war Heinz Knopp mein Trainer. Anschließend Fr. Franz aus Frankfurt. Im Winter verwandelte sich die Bahn mit Hilfe der Feuerwehr in eine Eisbahn. Volkers und meine Oma war damals die "D-jane". Sie bediente die Musikanlage. War eine schöne Zeit.